Wann der Hund unbedingt zum Psychologen muss – WeLT 2/2015

Wann der Hund unbedingt zum Psychologen muss

Auch Tiere müssen manchmal zum Therapeuten. Meist sind es Hunde, die von ihren Besitzern zum Tierpsychologen gebracht werden. Manche Vierbeiner zeigen schon nach ein paar Wochen Veränderungen.
 
Es gibt einige Hundebesitzer, die sich verzweifelt an Tierpsychologen wenden. Gründe sind meist, dass der Hund nicht von der Leine darf, weil er sonst wegläuft. Ein anderer Vierbeiner fängt immer an zu bellen, wenn jemand an der Wohnungstür klingelt. „Anpassungsprobleme an die Umwelt sind häufig Anlässe, dass Hundebesitzer Hilfe suchen. Ob wir gerufen werden, hängt davon ab, wie groß der Leidensdruck beim Besitzer ist“, erklärt die Tierpsychologin Janine Hagedorn aus Erlangen.

Für den einen ist es vollkommen okay, wenn sein Tier nicht allein zu Hause bleiben kann, denn er nimmt seinen tierischen Gefährten überall hin mit. Doch andere Besitzer haben da mehr Probleme: wenn der Hund allein daheimbleiben muss, aber dann stundenlang bellt und sich die Nachbarn darüber beschweren.

„Beim Psychologen werden hauptsächlich Hunde behandelt“, erzählt Monika Addy, Leiterin des Deutschen Instituts für Tierpsychologie & Tiernaturheilkunde (DIFT) in Lünen. Zwar gebe es auch bei Katzen Bedarf. Doch deren Besitzer sind meist äußerst tolerant und der Meinung, dass sich ihre Kratzbürste ohnehin nicht erziehen lässt.

Der Psychologe kommt meist ins Haus und sieht sich den Hund in dessen gewohnter Umgebung an. Gleichzeitig wird abgeklärt, ob der Vierbeiner eventuell Schmerzen hat – sie könnten ein Grund für Aggressionen sein. Der Besitzer wird ausführlich befragt. Seit wann benimmt sich der Hund so auffällig? Ist in dieser Zeit etwas Besonderes passiert? Seit wann ist er in der Familie?

Probleme können schon beim Kauf anfangen

Und auch der Besitzer wird beobachtet, nicht nur im direkten Umgang mit seinem Tier. „Hunde spiegeln viel von ihrem Menschen wider. Oft ist den Besitzern gar nicht klar, was alles Einfluss auf das Tier hat“, sagt die Tierpsychologin Hagedorn. So mögen Hunde zum Beispiel Routinen. Wenn Herrchen oder Frauchen gestresst oder gar verzweifelt sind, spüren das die Tiere. Reagiert ein Hund in dieser Situation plötzlich aggressiv auf andere, will er seinen Besitzer vielleicht beschützen. Ein großer Einschnitt für ein Tier ist auch eine Trennung: Wenn ein Familienmitglied plötzlich nicht mehr da ist, versteht es die Welt nicht mehr.

Doch die Probleme können schon beim Kauf des Hundes anfangen – wenn der künftige Besitzer nicht genügend darauf achtet, ob er die Bedürfnisse des Tieres überhaupt erfüllen kann. So reichen etwa einem Jagdhund normale Spaziergänge auf Dauer nicht. Und auch der als pflegeleicht geltende Labrador möchte gerne geistig und körperlich gefordert werden. „Ein bestimmter Bereich ist einfach angeboren. Aber auch die Umwelt hat einen großen Einfluss“, sagt Hagedorn.

zum Artikel von Sabine Maurer vom 28.02.2015 in der WeLT