Es gibt Rampensäue – Frankfurter Rundschau 2/2012

Es gibt Rampensäue

Ein Gespräch mit Monika Addy, der Schulleiterin des Deutschen Instituts für Tierpsychologie und Tierheilkunde, über die Arbeit mit Tieren.

Monika Addy, Schulleiterin des Deutschen Instituts für Tierpsychologie und Tierheilkunde, behandelt Hunde, Katzen und Pferde und trainiert sie auch.

Frau Addy, schauspielern Tiere gern?

Nein. Das liegt ja nicht in ihrer Natur. Die wollen am liebsten draußen sein, rumrennen und rumschnuppern. Wir Menschen bringen sie vor die Kamera. Deshalb haben wir auch eine besondere Verantwortung. Als Verhaltenstherapeuten und Psychologen müssen wir dafür sorgen, dass die Tiere Spaß an dieser für sie neuen Beschäftigung haben. Und Aufgaben zu erledigen, macht ihnen Spaß, besonders wenn sie dafür belohnt werden und wenn sie dabei nicht in Stress geraten.

Aber genau das muss doch passieren. Die vielen unbekannten Menschen, die Kameras …
 
Die meisten Tiere werden in diese Rolle hineingeboren. Oft arbeiten Züchter auch mit Tiertrainern zusammen. Sie erkennen früh, welcher Welpe besonders vorwitzig und pfiffig ist und nicht kamerascheu.

Sie meinen, es gibt auch unter Hunden „Rampensäue“?

Ja, es gibt Hunde, die sich vordrängeln, die gar keine Angst kennen. Mischlinge gehören dazu.

Und die kriegen dann eine Rolle?

Nicht nur die. Zum Drehen nimmt man charakterstarke und ausgeglichene Tiere. Alphatiere eignen sich sehr gut, aber die sind eher selten. Auch die Rasse spielt bei der Besetzung eine Rolle. Wenn Sie zum Beispiel für einen Film einen Hund brauchen, der nach einem Kind sucht, würde ich einen Beagle oder einen Dackel empfehlen. Die schnuppern gern. Wenn dann eine feine Fährte gelegt wird, hat der Hund Spaß und der Regisseur tolle Bilder.

Hört sich sehr einfach an.

Man muss die Körpersprache der Tiere verstehen, die Signale, die sie aussenden, deuten können und frühzeitig eingreifen, wenn das Tier Stresssymptome zeigt.

Wie lange darf denn ein Hund am Set arbeiten?

Meiner Ansicht nach maximal fünf bis zehn Minuten am Stück. Dann braucht das Tier eine Pause von vielleicht einer Stunde zum Toben, Kuscheln – je nachdem.

Gibt es Tierarten, die besonders lange zum Lernen brauchen?

Katzen. Die brauchen zehnmal länger als Hunde. Aber nicht, weil sie dumm sind. Sie sind nur sehr eigensinnig.

Das Gespräch führte Ina Pachmann.

zum Artikel der Frankfurter Rundschau vom 03.02.2012